Die Debatte ist eröffnet: Hausärzte benötigen mehr bezahlte Zeit für ihre Patientinnen und Patienten, forderte unlängst Dr. Heidrun Gitter, Präsidentin der Landesärztekammer Bremen. Was auf den ersten Blick als eine gute Initiative erscheint, wird beim genauen hinsehen zur Farce. „Ein normales Hausarzt-Gespräch ist deutlich geringer vergütet als ein homöopathisches Gespräch“, stellt Gitter fest. Die Ärztekammer Bremen hat erst unlängst die Homöopathie aus der Weiterbildungsordnung gekippt und somit Ärztinnen und Ärzten die Grundlage entzogen, Homöopathie in Bremen zu erlernen. In einer konventionellen Arztpraxis dauert die durchschnittliche Sprechstunde ganze 7,6 Minuten – hier muss sich in der Tat etwas ändern. Doch geht es lediglich darum, Ärzten mehr Zeit mit ihren Patienten zu vergüten? Dr. med. Ulf Riker, Internist mit den Zusatzbezeichnungen Homöopathie und Naturheilverfahren, 1. Vorsitzender des Landesverbandes Bayern im DZVhÄ, geht der Frage nach, wo die Unterschiede zwischen „einem normalen Hausarzt-Gespräch“ und einem „homöopathischen Gespräch“ liegen. Aus seiner Sicht ist ein „normales Hausarzt-Gespräch“ so wenig vergleichbar mit einem „homöopathischen Gespräch“ wie die Birne mit dem Apfel. Bereits die Form unterscheidet beide: im ersten Fall kann das Gespräch einer Diagnosestellung, der hierzu erforderlichen Diagnostik, der Erörterung einer Prognose, einer Krisenintervention, einer Lebensberatung, der Erörterung von Nebenwirkungen einer Therapie oder dem Gespräch am Sterbebett eines Patienten dienen. Im zweiten Fall dient das Gespräch ausschließlich der Identifizierung einer möglichst genau passenden homöopathischen Arznei. Entsprechend verschieden ist daher auch das, was einen Apfel von einer Birne unterscheidet, z.B. der „Geschmack“. Den Unterschied macht nicht nur die erforderliche Zeit, sondern auch der Grad der Zuwendung, das Ausmaß an Nähe oder Distanz zum Patienten, die Bereitschaft, sich auf den Kranken als Mensch einzulassen oder auch die Erwartung der finanziellen Honorierung.
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