Berlin, 15. Oktober 2020. In Berlin arbeiten rund 400 Ärztinnen und Ärzte, die über die Weiterbildung Homöopathie verfügen, in Deutschland sind es etwa 7.000 Mediziner. Mit rund 70.000 behandelten Patienten im Quartal in Berlin leisten sie einen wesentlichen Beitrag in der ärztlichen Versorgung. Sie sind in der Regel Fachärzte, zumeist Allgemein- oder Kinderärzte, Internisten oder Gynäkologen und sie tragen zur Methodenvielfalt der ärztlichen Versorgungslandschaft in Berlin bei. Eine von ihnen ist Dr. med. Ute Janßen, sie ist in einer allgemeinmedizinischen Gemeinschaftspraxis in Berlin-Wilmersdorf niedergelassen und hat bereits seit 30 Jahren die Zusatzbezeichnung Homöopathie. „Wir behandeln alle typischen Erkrankungen einer Hausarztpraxis vom Erwachsenen bis zum Säugling“, berichtet Janßen. Zurzeit kommen vor allem viele Patienten mit Infektionserkrankungen und „hier setzen wir sehr häufig homöopathische Arzneien ein“, berichtet die Ärztin. Ihre Erfahrung: „Homöopathie kann den Krankheitsverlauf wesentlich verkürzen, da das Immunsystem des Patienten unterstützt wird.“ Ärztin Anja Baier steht noch am Anfang ihrer Karriere, sie ist im letzten Jahr der Weiterbildung zur Fachärztin für Allgemeinmedizin und hat in diesem Jahr mit der Weiterbildung Homöopathie beim Berliner Verein homöopathischer Ärzte (BVhÄ) begonnen. Ihre Erfahrung: „Die Allgemeinmedizin ist spezialisiert auf den ganzen Menschen. Homöopathie ist dafür eine wunderschöne Ergänzung, denn es kommt oft genug vor, dass Patienten nicht richtig gesund werden und du mit deinen hausärztlichen Möglichkeiten nicht weiter kommst. Die Homöopathie kann die Patienten oft einen Schritt weiter bringen, die homöopathische Arznei macht das möglich.“ Aber auch in anderen Bereichen lässt sich die Homöopathie in die Praxis integrieren. Dr. med. Karl Grunow ist Facharzt für Dermatologie mit der Zusatzbezeichnung Homöopathie aus Berlin-Lichtenrade. Inhaltlich lässt sich die Homöopathie „auf jeden Fall in die Praxis integrieren“, sagt er, „zumal die Aufgabe des Arztes stets dieselbe ist, einem kranken Menschen zu helfen.“ Er berichtet, dass  seine „homöopathischen Patienten alle bereits schulmedizinisch ohne nachhaltigen Erfolg vorbehandelt“ seien.

Die Zusatzbezeichnung Homöopathie regelt die Weiterbildung

Homöopathie erlernen Ärztinnen und Ärzte anhand eines bundeseinheitlichen Curriculums, das von den Landesärztekammern umgesetzt wird. Zurzeit stehen in den Ärztekammern Entscheidungen über eine neue Weiterbildungsordnung an. In diesem Zusammenhang haben einige Ärztekammern die Homöopathie aus dem Angebot herausgenommen, zumeist nach sehr emotionalen Diskussionen der Delegierten. Anfang Oktober ist dies im Saarland geschehen, gegen den ausdrücklichen Willen der Hausärzte. Dr. Michael Kulas, Vorsitzender des Saarländischen Hausärzteverbandes sagte der Saarbrücker Zeitung: „Ich halte das Abschaffen der Zusatzbezeichnung Homöopathie für das falsche Signal, ja sogar für fatal.“ Auch in der Ärztekammer Berlin steht die Entscheidung noch aus. Für Dr. Ursula Dohms, Vorsitzende des BVhÄ und Fachärztin für Anästhesie, sie hat 25 Jahre die Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin im Paulinenkrankenhaus Berlin-Charlottenburg geleitet, muss die offizielle Zusatzbezeichnung auch aus Sicht der Patientensicherheit erhalten bleiben. Sie sagt: „Homöopathische Ärztinnen und Ärzte haben in ihrer täglichen Praxis einen Vorteil: Ihnen stehen das Repertoire der Homöopathie und die Möglichkeiten der konventionellen Medizin zur Verfügung. Je nach Krankheitsfall und Patient können sie mit diesem Handwerkszeug eine individuelle Therapie entwickeln. Als Fachärzte schöpfen wir die Möglichkeiten der Diagnostik aus und können beide Methoden einzeln oder in Kombination anwenden. Das macht uns zum starken Partner für die Patientinnen und Patienten.“ Der Deutsche Ärztetag hatte 2018 hat mit großer Mehrheit die neue Weiterbildungsordnung inklusive Homöopathie verabschiedet und empfahl den Landesärztekammern die Umsetzung. Der damalige Präsident der BÄK, Prof. Frank Ulrich Montgomery, sagte vor der Abstimmung:  „Es ist eine Tatsache, dass Homöopathie vielen Menschen hilft. Wichtig ist, dass es jemand macht, der weiß, wann sie nicht mehr helfen und dann auf normale schulmedizinische Verfahren umsteigen kann”, und weiter: “Ich sehe die Homöopathie als eine komplementäre Medizin. In Verbindung mit guter medizinischer Ausbildung ist sie sinnvoll.”

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