Homöopathie im Dialog: Integrative Aspekte der Tumorbehandlung

Am 31. August fand die Homöopathie im Dialog (HiD) Hybrid-Veranstaltung Integrative Aspekte bei der Behandlung von Tumorerkrankungen des BVhÄ zusammen mit den Kolleg:innen vom Bundesverband Psychosomatische Medizin und ärztliche Psychotherapie statt. Mit HiD verfolgen wir u.a. einen integrativen Ansatz, um die synergistischen Möglichkeiten von konventioneller Medizin und Homöopathie aufzuzeigen sowie deren Grenzen zu diskutieren. Im Dialog waren:

• Christian Messer, Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychotherapie, Psychoanalyse
• Daniel Misch, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie, Onkologie und
• Michael Frass, Facharzt für Innere Medizin, Internistische Intensivmedizin.

Wir hörten spannende Vorträge über neue Entwicklungen in der Onkologie und die Möglichkeiten der Homöopathie, hier begleitend eingesetzt zu werden. Dr. Misch hat uns die aktuelle Behandlung bei Lungenkrebs (Nichtkleinzelliger Lungenkrebs) nähergebracht und die rasante Entwicklung auf diesem Gebiet in den letzten 10 Jahren beschrieben. Die Behandlung mit Tyrosinkinase-Inhibitoren und Immuntherapie nach genetischer Analyse des Tumors gehört inzwischen zum Alltag in den Kliniken. Sie hat die 5 Jahres-Überlebensrate der Patienten verdoppelt.

Die bemerkenswerte Homogenität und Kontinuität der Daten von Prof. Frass über 25 Jahre der Auseinandersetzung mit dem Thema Homöopathie und Tumorbehandlung belegen seine hervorragende Arbeit. Sie sind ein Meilenstein der klinischen Homöopathie-Forschung. In der Doppelblinden Studie mit Placebo-Kontrolle konnte das Überlebenszeit der Patienten mit fortgeschrittenen Nichtkleinzelligen Lungenkarzinom signifikant um ca. 200 Tage verlängert werden.

Anlässlich des Vortrages auf unserer HiD-Veranstaltung gab uns Prof. Frass ein Interview.

„Die Wirksamkeit der Homöopathie ist wissenschaftlich belegt“

Prof. Dr. Michael Frass aus Wien ist einer der führenden Wissenschaftler, die im Bereich Homöopathie forschen. In der im Juli 2022 veröffentlichten S3 Leitlinie Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen wird der Homöopathie von der AWMF, der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, ein Evidenz-Level 2b bescheinigt. Die Studie von Frass et. al.* aus dem Jahr 2015 konnte auch diese Wissenschaftler*innen überzeugen: „Es liegen Daten aus einer RCT zum Einsatz von klassischer Homöopathie vor. …aufgrund der stark positiven Ergebnisse dieser Studie [kann] der Einsatz von klassischer Homöopathie (Erstanamnese in Kombination mit individueller Mittelverschreibung) zur Verbesserung der Lebensqualität bei onkologischen Patienten zusätzlich zur Tumortherapie erwogen werden“, heißt es in der Leitlinie.

Können Sie die seit vielen Jahren geführte öffentliche Debatte um die Homöopathie nachvollziehen?

„Die Aufregung um die vermeintlich fehlende Evidenz der Homöopathie verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Meine langjährige praktische Erfahrung zeigt, dass Homöopathie in vielen Fällen eine wertvolle Behandlungsmöglichkeit ist – entweder alleine oder supportiv zu konventionellen Behandlungsoptionen, je nach Situation. Und es gibt unzählige hochwertige Studien, die die Wirksamkeit eindrucksvoll belegen. Eine aktuelle RCT-Studie, an der ich mitgearbeitet habe*, konnte etwa zeigen, dass individuell verschriebene homöopathische Arzneimittel die Lebensqualität von Tumorpatient:innen verbesserten. Studien wie diese haben zur Aufnahme der Homöopathie in die aktuelle S3 Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen“ geführt.“

Sie untersuchen seit vielen Jahres die Möglichkeiten der begleitenden Tumortherapie durch Homöopathie. Häufig wird ihnen vorgeworfen, Sie versuchten Krebs rein homöopathisch zu behandeln…

Das stimmt nicht. Bei meinen Studien waren die Patientinnen und Patienten unter konventioneller Tumorbehandlung. Mein Ziel ist, die konstruktive Zusammenarbeit aller Fächer der Medizin, um für den Patienten die möglichst beste Therapie zu entwickeln. Ich halte es nicht für seriös, Patienten die Homöopathie als Alternative anzubieten, hierfür gibt es noch zu wenig Erkenntnisse.

Warum haben Sie die Studien gemacht?

Fast alle onkologischen Patientinnen und Patienten hatten auf einem Fragebogen vermerkt, dass es ihnen nach einer homöopathischen Behandlung besser gehe. Daraufhin haben wir die erste Studie gemacht, um dieses Befinden zu untersuchen. Die zweite Studie wurde auf den Beobachtungen einer Kollegin aufgebaut, die gesagt hat, dass ihre Tumorpatienten, die zusätzlich Homöopathie erhalten haben, länger leben. Daraus hat sich erst eine Diplomarbeit ergeben, die wir dann mit der Studie vertieft haben.

Können Sie mit Ihren Studien die Wirksamkeit der Homöopathie belegen?

Ja, das kann ich.