Die Homöopathie wird einmal mehr diskutiert, so auch in Berliner Medien. Nach anfänglich überwiegend kritischen Stimmen, wird nun eher sachlich über Homöopathie berichtet. Der Berliner Verein homöopathischer Ärzte (BVhÄ) wurde von mehreren Redaktionen angesprochen, Informationen und Interviewpartner konnten vermittelt werden. Dr. med. Brigitte Jauch-Wimmer, Ärztin mit Zusatzbezeichnung Homöopathie, sagte im RBB Interview, das vor allem Patienten mit chronischen und mit immer wiederkehrenden Krankheiten zur ihr in die Behandlung kämen. Die Berliner Patientenbeauftrage Karin Stötzner betonte im RBB, die freiwilligen und gedeckelten Leistungen müssten beibehalten werden. Für sie ist die Homöopathie-Debatte ein „Nebenkriegsschauplatz“, wichtiger sei es, sich um die chemischen Arzneimitteln und ihre Nebenwirkungen zu kümmern. „Wir wissen oft nicht, welche Studienergebnisse vorliegen“, sagte sie dem RBB Info-Radio. Inforadio-Kolumnistin Renée Zucker hält ein Plädoyer für die Homöopathie und fragt sich: „Was soll eigentlich diese alberne Aufgeregtheit über die Homöopathie?“ Als sei Krankheit und Gesundheit immer eine logische Angelegenheit, der man nur mit Naturwissenschaften auf die Schliche komme, sagt Renée Zucker. Nach dieser „Denkart müsste sofort die Psychotherapie abgeschafft werden“, so ihr Fazit. Zucker wendet sich in ihrem Kommentar direkt an die Gegner, die sie „rationale Bangebuchsen“ nennt und fordert von ihnen „mehr Mut zum Experiment“. In der RBB Abendschau kamen am 12. Juli eine Apothekerin und Patienten zu Wort, die die Homöopathie erfolgreich einsetzen. Zitiert wurde in der Sendung auch die Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) mit der Aussage: „Wer homöopathische Mittel haben möchte, soll sie auch bekommen, aber nicht auf Kosten der Solidargemeinschaft.“ Diese Aussage trifft nicht nur bei Berliner Kassenärzten auf Unverständnis, da die KBV selber Homöopathie-Verträge mit mehreren Krankenkassen unterhält – nachzulesen auf der KBV-Webseite.
Karin Maag, gesundheitspolitische Sprecherin der CDU im Bundestag, machte sich für das vorhanden Kassenwahlrecht im Deutschlandfunk stark. Sie sagte, dass „diejenigen, die die Homöopathie ablehnen, die sollen die Kassen wählen, die die Erstattungsfähigkeit nicht für sich in Anspruch nehmen.“
In der Deutschen Apotheker-Zeitung (DAZ) verteidigte Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) die Kostenerstattung Homöopathie in der GKV und möchte sie gar weiter ausbauen „Wir wollen langfristig die alternativen Arzneimittel in der Regelversorgung integrieren und in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung aufnehmen.“ Dr. med. Michaela Geiger, Vorsitzende des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) sagte der DAZ: „Ein Verbot der Erstattung homöopathischer Leistungen wäre ein Schritt hin zu einer ‚Monokultur‘ in der Medizin. Wir benötigen aufgrund der medizinischen Herausforderungen in Deutschland (chronisch Kranke, multimorbide Patienten, Antibiotikaresistenzen etc.) dagegen eine pluralistische Medizin.“
Warum Ärztinnen und Ärzte auf Homöopathie setzen
In Berlin und Brandenburg setzen mehr als 400 Ärztinnen und Ärzte auf Homöopathie. Sie sind in aller Regel Fachärzte und haben eine Zusatzqualifikation in Homöopathie. Etwa Dr. med. Günter Heck, der viele Jahre als Intensivmediziner gearbeitet hat: „Als Internist habe ich viel mit chronischen Krankheiten zu tun, und wenn ich ehrlich zu mir bin, kann man mit der konventionellen Medizin den Patienten nicht wirklich helfen. Vorübergehend, das schon, aber nicht nachhaltig. Die Patienten kommen wieder, jedes Jahr – und das war unbefriedigend. Ich habe systematisch nach Alternativen gesucht und bin bei der Homöopathie angekommen.“ Dieses, und weitere Interviews, befinden sich auf der Webseite des Berlin Brandenburger Vereins homöopathischer Ärzte (BVhÄ).