Hört jetzt endlich auf mit dem Homöopathie-Bashing!
ein Kommentar von Elisa Jost-Bijlsma, homöopathische Ärztin, Berlin
„Wirkungslos, zu teuer, ohne Evidenz, gefährlich …“ – aus vielen Rohren wird auf die Homöopathie gefeuert. Ärztekammern streichen die Zusatzbezeichnung Homöopathie aus ihrer Weiterbildungsordnung, Krankenkassen sollen sie nicht mehr zahlen. Nur die Methodik der konventionellen Medizin sei nachvollziehbar und orientiere sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Bei diesem Absolutheitsanspruch erstaunt mich der Blick in den neuen Arzneimittel-Kompass 2022. Dort ist zu lesen:
- Neue Arzneimittel sind nicht per se innovativ: Bei 61,5 Prozent der Patienten-Gruppen hat sich kein Zusatznutzen gegenüber der Vergleichstherapie gezeigt.
- Die mangelnde Balance zwischen dem Nutzen eines Arzneimittels und den hohen Preisen sowie den sich daraus ergebenden Einnahmen und Gewinnen verschärfe sich seit Jahren durch immer neue Preisrekorde.
- Jeder zweite GKV-Versicherte ab 65 Jahren erhält mindestens ein für seine Altersgruppe ungeeignetes Medikament.
- Die den Leitlinien zugrundeliegenden Studien schließen multimorbide und gebrechliche Patientinnen und Patienten meist aus, so dass auch die Evidenz für den Nutzen in dieser Population nicht gesichert ist.
- Neben der erhöhten Wahrscheinlichkeit, Wechsel oder Nebenwirkungen zu erleiden, nehme auch das Risiko zu, ein „potenziell unangemessenes Medikament für ältere Menschen“ zu erhalten.
- Medikamentennebenwirkungen wie Müdigkeit, Blutdruckabfall, Sehstörungen sind schon für einen jüngeren Menschen lästig, können aber bei einem älteren Menschen lebensbedrohlich sein und zu Stürzen oder kognitiven Einbußen führen.
„Kein Zusatznutzen, zu teuer, ungeeignet, keine gesicherte Evidenz, potentiell unangemessen, lebensbedrohlich…“ Kommt mir irgendwie bekannt vor, diesmal ist aber die Rede von der konventionellen Medizin.
Was mir das sagt? Lasst uns aufhören, einander zu mobben! Lasst uns Ärztinnen und Ärzte zusammen und nicht gegeneinander arbeiten – zum Wohle unserer Patienten!
Ein Interview mit der Ärztin Elisa Jost-Bijlsma.