Die Berliner Buchhandlung für Homöopathie in der Nassauischen Straße in Wilmersdorf ist geschlossen – und ist nun als Versandbuchhandlung aus einem Raum im Berliner Verein homöopathischer Ärzte (BVhÄ) in der Nassauischen Str. 2 weiterhin aktiv. Angelika und Bernd Henne haben die letzten Bücher, CDs und Regale Mitte März eingepackt und in der rund 200 Meter entfernt gelegenen Geschäftsstelle des BVhÄ wieder aufgebaut. Hier können nach Absprache auch weiterhin Bücher direkt gekauft werden, von hier findet aber nun hauptsächlich der Online-Versand statt.
Eröffnet wurde die Buchhandlung für Homöopathie 1997 von dem Ehepaar Hendrikje und Gregor Arzt in der Nassauischen Straße – hervorgegangen aus einem kleinen Buchvertrieb im Umfeld einer Heilpraktiker-Schule im Wedding. Angelika und Bernd Henne übernahmen dann im Jahr 2002. Sie gelernte Kauffrau, er promovierter Chemiker und Heilpraktiker, gingen mit Leidenschaft an die neue Aufgabe. Die Zeit war gut, die Homöopathie war beliebt und anerkannt wie selten zuvor und auch das Umfeld stimmte. Neben dem BVhÄ gab es in der Nassauischen Straße rund 25 Homöopathen – Ärzte wie Heilpraktiker. In der Buchhandlung gab es nur ein Thema: Homöopathie – internationale Titel, CDs und Zubehör, rund 2.500 Artikel. Mit diesem Alleinstellungsmerkmal lief der Laden, hinzu kamen noch rund 40 Büchertische auf Seminaren und Kongresse im ganzen Land.
Doch die Stimmung veränderte sich langsam aber spürbar. Seit 2007 sagt Bernd Henne, habe er den Umbruch begonnen wahr zu nehmen. Der Umsatz wurde jährlich weniger, der Markt langsam kleiner, es verschwanden Homöopathen aus der Nassauischen Straße, nach und nach wurden weniger Homöopathie-Titel verlegt, weniger Fortbildungen angeboten. Die Buchhandlung für Homöopathie musste handeln, sprich wachsen und einen neuen Markt erobern: Der Sunrise-Versand stand zum Verkauf und die Hennes kauften. Der Buchversand zog von Freiburg nach Wilmersdorf und die Buchhandlung hatte mit dem gut eingeführten Online-Handel ein wichtiges Standbein gewonnen. Aber der Markt wurde nicht größer, traditionelle Homöopathie-Verlage, wie etwa Haug, verlegten ab 2015 so gut wie keine neuen Titel mehr, Elsevier alle zwei Jahre mal eine Neuerscheinung – davon kann eine thematisch eng ausgerichtete Buchhandlung nur schwer existieren. Um finanziell über die Runden zu kommen, arbeitete Bernd Henne wieder als Therapeut und auch Angelika Henne nahm einen Zweitjob an. Eine Buchhandlung lässt sich aber nur mit großem Engagement führen, die Hennes zerrieben sich zwischen Herzblut und Notwendigkeit. Da der Mietvertrag im April 2020 auslief und neu verhandelt werden musste, beschlossen die Hennes, den Laden aufzugeben und die Versandbuchhandlung weiter zu betreiben. Nun zeigte sich, wie eng verwurzelt die Buchhandlung in der Szene war. „Wir haben so viel Zuspruch erfahren“, erzählen Angelika und Bernd Henne und auch letzten Endes hat sich in den vielen Gesprächen auch eine Perspektive entwickelt. Der Vorstand des BVhÄ hat überlegt, wie er helfen könnte, diese Institution zu bewahren. So zog nun im März der Laden um, von der Nassauischen Straße 13 in einen Raum des BVhÄ in die Nassauischen Straße 2.