Der Berlin Brandenburger Verein homöopathischer Ärzte (BVhÄ) hat mit Ärztinnen und Ärzten gesprochen, wie sie in ihren Praxen mit Antibiotika umgehen und die Frage gestellt, ob sie mit Hilfe der Homöopathie Antibiotika reduzieren können. Die WHO ruft zu einem sehr bewussten Einsatz von Antibiotika auf, um eine weitere Resistenzbildung zu verhindern.
Dr. med. Ute Janßen ist in einer allgemeinmedizinischen Gemeinschaftspraxis in Berlin-Wilmersdorf niedergelassen und hat bereits seit 30 Jahren die Zusatzbezeichnung Homöopathie. „Wir behandeln alle typischen Erkrankungen einer Hausarztpraxis vom Erwachsenen bis zum Säugling“, berichtet Ute Janßen. Zurzeit kommen vor allem viele Patienten mit Infektionserkrankungen, „hier setzen wir sehr häufig homöopathische Arzneien ein“, sagt Janßen. Tritt der gewünschte Erfolg jedoch nicht in kürzester Zeit ein, wird ein passendes Antibiotikum gewählt. „Aus unserer alltäglichen Erfahrung wissen wir, dass mit einer gut gewählten homöopathischen Arznei der Antibiotika-Einsatz oft vermeidbar ist“, berichtet Dr. Ute Janßen. Außerdem wird in der Praxis routinemäßig differenziert, ob es sich um einen viralen oder einen bakteriellen Infekt handelt. So wird schon zu Beginn der Therapie geklärt, ob überhaupt ein Antibiotikum sinnvoll ist. „Durch Homöopathie und den bewussten Umgang mit Antibiotika können wir etwa 70 Prozent Antibiotika einsparen“, schätzt die Allgemeinärztin.
Homöopathie kann den Krankheitsverlauf wesentlich verkürzen, da das Immunsystem des Patienten unterstützt wird. „Der Patient entfiebert schneller und erlangt auch in kürzerer Zeit seinen gesunden Allgemeinzustand wieder – eine längere Rekonvaleszenz-Zeit wird so meistens vermieden“, erzählt Janßen. Die Homöopathie ist therapeutisch sinnvoll, setzt aber ein gutes Zeitmanagement der Praxis voraus, „da eine wesentlich engmaschigere Begleitung der Patienten, die telefonisch oder auch über Kurznachrichten, im Bedarfsfall natürlich auch per Hausbesuch, erfolgt.“
Ein Fall
Eine 17-jährige Patientin kommt mit starken Halsschmerzen und Schluckbeschwerden abends um 19 Uhr in die Praxis. Die Untersuchung zeigt: eine membranöse Angina, 39 Grad Fieber, leicht schmerzhafte submandibuläre Lymphknoten und ein sehr reduzierter Allgemeinzustand. Erstverordnung: ein Breitbandantibiotikum. Der Verlauf: Schnelle Entfieberung im Laufe des nächsten Tages, aber der Allgemeinzustand bleibt tagelang noch reduziert. Vier Tage nach Ende der 10-tägigen Antibiose kommt ein heftiger Rückfall, allerdings mit weniger ausgeprägter Fieberreaktion. Nach einer ausführlichen homöopathischen Fallaufnahme wird der Patientin eine individuell passende homöopathische Arznei verordnet. Gleichfalls schnelle Entfieberung, aber gleichzeitig auch eine schnelle Verbesserung des Allgemeinbefindens, bisher seit acht Tagen stabil, kein Rückfall.
„Warum sich Patienten für unsere Praxis entscheiden? Weil sie genau das erwarten: ärztliche Diagnostik und dann die entsprechende Therapie mit der Methode, die sich mir in diesem individuellen Fall als die erste Wahl anbietet. Gibt es Zweifel im Verlauf, wende ich beide Methoden parallel an – das ist moderne Medizin. So sind meine Patienten auf der sicheren Seite.“