Der Berliner Verein homöopathischer Ärzte übernahm am 16. September offiziell für zunächst fünf Jahre die Patenschaft für alle Exemplare (derzeit 15) des Weißen Stechapfels, die im Arzneipflanzengarten des Botanischen Gartens Berlin wachsen.
Auf einem Hinweisschild wird dort nun darauf aufmerksam gemacht, dass Samuel Hahnemann 1792 eine erste homöopathische Behandlung mit Datura stramonium vornahm. Er behandelte damals als 37-Jähriger und Vorreiter einer humanen Psychiatrie in der nach seinen Vorstellungen gestalteten psychiatrischen Klinik in Georgenthal bei Gotha einen Schriftsteller und dessen Psychose, allerdings noch in materieller, nichtpotenzierter Form mit unverdünnter Tinktur – die vermutlich erste publizierte homöopathische Behandlung durch Hahnemann.
Wie wegweisend Stramonium für die Entstehungsgeschichte des Ähnlichkeitskonzeptes in der Homöopathie war, wird durch seinen Einsatz bereits Jahrhunderte zuvor durch die Azteken bei Geisteskrankheiten untermauert.
„Unser“ Stechapfel wächst im Arzneipflanzengarten übrigens in hochgiftiger Nachbarschaft neben Blauer Eisenhut (Aconitum napellus), gefleckter Schierling (Conium maculatum), Herbstzeitlose (Colchicum autumnale), Taumel-Lolch (Lolium temulentum) oder Färber-Ginster (Genista tinctoria). Datura stramonium ist eine Ein-Jahres-Pflanze, ihre weißen, trompetenartige Blüten öffnen sich meist nachts, weshalb sie nicht nur von Bienen sondern auch von Nachtfaltern bestäubt wird. Eine ihrer stacheligen Kapseln kann bis zu 500 herz- oder nierenförmige Samen enthalten.
Foto: Übergabe der Patenurkunde im Arzneipflanzengarten: Dr. Otto Ziehaus, Gesche Hohlstein (Botanischer Garten), Elisa Jost-Bijlsma und Martin Kiesel (von rechts)
Zur Homepage des Botanischen Gartens: www.bgbm.org/de/patenschaften/informationen-zu-pflanzenpatenschaften